Freimaurerorden
AUF EIN WORT MIT DEM FREIMAURERORDEN.
Sie lesen hier den aktuellen Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
1. Drei Fragen an Br. Wolfgang Schneider
2. Zitat und Inspiration von Br. Lessing: Mensch, lerne dich selbst erkennen…
3. Standpunkt und Denkanstoß:
Persönlichkeitsentwicklung ist ein ständiger Prozess der Selbsterkenntnis
Teilen Sie gerne diesen interessanten Beitrag und freuen sich auf weitere, spannende Interviews. Schreiben Sie uns bei Fragen und Anregungen. Ihr Freimaurerorden.
Auf ein Wort
mit dem Freimaurerorden.
Br. Wolfgang Schneider ist 2019 in die christliche Ordensloge Vi Veritatis in Heidelberg aufgenommen worden und bekleidet mittlerweile dort das Amt des Zeremonienmeisters. Er ist verheiratet und arbeitet als IT-Spezialist bei einem DAX-Konzern. Als engagierter Oberstleutnant d.R. sind ihm das Gemeinwohl, der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Sicherheit ein Herzensanliegen.
„Für mich erfährt jeder in der Freimaurerei über Symbole, Rituale und im Austausch einer Bruderschaft die Möglichkeit sich selbst weiterzubringen – frei nach dem Motto „um morgen besser zu sein als das, was wir heute sind.“
Br. Wolfgang Schneider
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Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht?
Br. Wolfgang Schneider:
Die Initialzündung war für mich eine Fernsehsendung über die Freimaurerei bei Planet Wissen. Innerhalb der erklärenden Gespräche und eingebauten Filmbeiträge wurde die Lust auf mehr Wissen geweckt. Folglich begann meine Suche „nach mehr“ über das Internet, den ersten Besuchen von Gästeabenden bei Logen und durch das Lesen von Büchern über die Freimaurerei.
Auf den Punkt gebracht: Ich bemerkte bei mir eine gewisse Leere, die ich gerne füllen wollte. In der Ordensfreimaurerei finde ich eine verbindende Ethik auf Basis der gesellschaftlichen Ordnung mit christlich-humanistischem Gedankengut. Für mich erfährt jeder in der Freimaurerei über Symbole, Rituale und im Austausch einer Bruderschaft die Möglichkeit sich selbst weiterzubringen – frei nach dem Motto „um morgen besser zu sein als das, was wir heute sind“.
Was ist für Dich das Wichtigste als Freimaurer?
Br. Wolfgang Schneider:
Die freiheitliche Selbstbestimmung. Ohne Freiheit ist alles nichts und ohne Selbstbestimmung ist die Freiheit nicht erfahrbar. Dies gilt es zu schützen. Nur im freien Meinungsaustausch ist es möglich sich selbst zu reflektieren und an sich zu arbeiten.
Eingebunden in eine historische Bruderkette erlaubt der freimaurerische Weg es einem jeden, den schwierigen Prozess der Selbsterkenntnis und Selbstveredelung anzustoßen und voranzubringen. Nur so können wir uns als Einzelne selbst erkennen, unseren Platz und unseren Weg finden, um – wie bereits gesagt – morgen besser zu sein als das, was wir heute sind, und so die Menschheit insbesondere zu moralischem Fortschritt befähigen, zumindest dazu einen kleinen Beitrag zu leisten. Wollen wir die Welt verändern, müssen wir mit uns beginnen.
Wie hat die Freimaurerei Dich und Dein Leben verändert?
Br. Wolfgang Schneider:
Die Loge erfahre ich als einen Ort der Verbundenheit (räumlich als auch spirituell), an dem die Brüder zusammenkommen, um im Meinungs- und Erfahrungsaustausch sich gegenseitig zu inspirieren und zu stärken. Es ist ein geschützter Ort, ein Rückzugsort, aus dem ich Kraft und Inspiration schöpfe. Das möchte ich nicht mehr missen.
Die Bruderschaft und die einmaligen Symbole und Rituale unserer christlichen Ordensfreimaurerei bereichern mein Leben und sie haben mich – wie es so schön heißt – „vorangebracht“ und dieser Weg endet letztlich nie. Er führt immer weiter – „in Frieden, mit Freude und in Einigkeit“. Und das ist in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je.
Zitat und Inspiration von Br. Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781)
„Mensch, lerne dich selbst erkennen, das ist der Mittelpunkt der Weisheit.“
Standpunkt und Denkanstoß: Persönlichkeitsentwicklung ist ein ständiger Prozess der Selbsterkenntnis
von Br. Werner H. Heussinger
Bei der Identitätsbildung kann man durchaus auch von einem „Kaufhausprinzip“ sprechen. Man kann scheinbar wie aus einem Baukasten aus allem auswählen, was einem das Internet anbietet. Das reicht von Literatur und Medien über Studienreisen bis hin zu pseudo-esoterischen Selbsterfahrungskursen im Urwald. Allzu oft jedoch gerät diese Selbstfindung viel eher zur Flucht – mit allen Verlockungen des Konsums, des Luxus und der ganzen Welt, die einem als Reisenden zu Füßen liegt, scheint nichts unattraktiver, als erwachsen zu werden. Nicht mehr der Weg des Erwachsenwerdens und der Persönlichkeitsbildung ist das Ziel, sondern der Prozess des Beschreitens selbst. Es ist eine ziellose und orientierungslose Reise, die einen spätestens dann frustriert und gelangweilt zurücklässt, wenn man bereits alles erlebt hat und noch in mittlerem Alter die grundlegenden Fragen der Jugend mit sich herumträgt.
Identitäten helfen bei der Orientierung in diesem Wirrwarr und dabei, Tugendsysteme zu verstehen und anzuwenden. Die Freimaurerei macht dies seit Jahrhunderten erfolgreich. Die freimaurerischen Meistertugenden sind jedoch keine Anleitung, das Glück zu erlangen. Sie sind eine Anleitung für eine immer weiter fortschreitende Persönlichkeitsentwicklung. Wohlwissentlich, dass ihre strikte Befolgung unmöglich ist, denn niemand ist perfekt. Dies zu erkennen und sich dennoch dabei nicht aufzugeben, ist ein ewiger Kampf mit sich selbst. Neben der Ausrichtung an den Tugenden ist der Weg der Selbsterkenntnis derjenige, der zur inneren Freiheit und zur Erkenntnis des freien Willens führt. Nicht umsonst hatte „Erkenne dich selbst“ über dem delphischen Orakel gestanden. Dieser Aufruf ist eine Aufforderung an jeden, sich selbst beständig zu prüfen. Der Philosoph Immanuel Kant gibt dem Menschen hierzu Folgendes mit auf den Weg aus seiner „Kritik der praktischen Vernunft“:
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. (…) Ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewusstsein meiner Existenz.“[1]
Spätestens mit Kant wurde deutlich, dass Philosophie nichts anderes als Selbsterkenntnis sein kann. Selbsterkenntnis wird so zu dem wesentlichsten die Persönlichkeit bildenden Faktor und das delphische „Erkenne dich selbst“ zu einer Kernkompetenz der Philosophie. Der Ausgangspunkt zur Gewinnung innerer Freiheit ist also die Kenntnis über den Charakter, der das Handeln im Wesentlichen bestimmt. So ist der Mensch erst frei, wenn er sich in seinem tiefsten Innern selbst erforscht hat. Dem sollten man höchste Priorität geben. Erst wenn man sich die eigene Individualität in ihren Vorlieben und Talenten transparent macht, insbesondere auch in ihren Defiziten, kann man beginnen, sein Leben gezielt zu gestalten. Dann kann man aufgrund dieser Erkenntnis in innerer Freiheit auch die richtigen Entscheidungen treffen. Ziel dieses Prozesses ist, „im Laufe des Lebens immer mehr der oder die zu werden, die wir eigentlich sind, immer echter, immer mehr wir selbst, immer stimmiger mit uns selbst.“[2]
Dieser Gedanke wurde bereits von dem griechischen Dichter Pindar geäußert, mit der heute allgegenwärtigen Aussage: Werde, der Du bist. So ist Persönlichkeitsentwicklung ein ständiger Prozess der Selbsterkenntnis.
[1] Kant, Immanuel, Kritik der praktischen Vernunft. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Werkausgabe Band VII, herausgegeben von Wilhelm Weischedel, Frankfurt 1974, 300.
[2] Kast, Verena, Die Tiefenpsychologie nach C.G. Jung, Psychotherapie konkret, Stuttgart 2007, 41.
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Werner H. Heussinger stellt sich bei Galileo TV / ProSieben den wichtigsten Fragen zur Freimaurerei.
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