Freimaurerorden
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der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
1. Drei Fragen an Br. Christian Theis
2. Zitat und Inspiration von Laotse
3. Standpunkt und Denkanstoß:
Wie aktuell ist die Freimaurerei?
Auf ein Wort
mit dem Freimaurerorden.
Br. Christian Theis wurde 1986 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst in einem Krankenhaus. Danach begann er das Studium der evangelischen Theologie und Philosophie an der Universität Heidelberg, mit dem Ziel, Pfarrer in der Pfälzischen Landeskirche zu werden. Nach dem Vordiplom änderten sich gleich mehrere Dinge in seinem Leben, das Studium und auch das Pfarramt waren für ihn nicht mehr erfüllend. So machte er die Ausbildung zum Erzieher und danach noch zum Psychomotoriker und Sonderpädagogen, um dann im Förderschuldienst zu arbeiten. Seit 2017 arbeitet er an einer Schule für geistig beeinträchtigte Kinder und Jugendliche. Daneben ist er Referent am Pädagogischen Landesinstitut für Förderschulpädagogik sowie Praxisausbilder.
2018 wurde er in die AFuAM-Loge „Zur Freundschaft an der Haardt“ in Neustadt aufgenommen und durchlebte dort die drei Johannisgrade. Aufgrund von großem Interesse für vertiefende Grade und seiner theologischen Vorbildung entschied er sich dafür, sich dem Freimaurerorden anzuschließen, und wurde in der Johannisloge „Wilhelm zur Dankbarkeit“ in Mannheim angenommen. Seit Oktober 2024 ist er Logenmeister dieser Loge.
»Das, was ich wirklich gesucht habe, nämlich tiefgründige Gespräche sowie feierliche, spirituelle Rituale, habe ich zu 100 Prozent gefunden.«
Br. Christian Theis
»Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht?«
Br. Christian Theis:
Mein Interesse für die Freimaurerei wurde schon früh geweckt. Als Jugendlicher sah ich einen Kinofilm, in dem es um Freimaurer ging. Das Geheimnisvolle und Mystische hat mich damals unglaublich angesprochen. Im Deutschunterricht begegneten die Freimaurer mir wieder, Stichwort Goethe und Lessing. Die Schrift „Ernst und Falk“ von Br. Lessing hat mich sehr bewegt. Durch einen Zufall fand ich heraus, dass mein Nachbar, ein Engländer, Freimaurer war. Damals dachte ich noch, dass nur Wohlhabende und „große“ Männer Freimaurer werden könnten, und verwarf daher meine Pläne, nach einer Loge mit Gästeabenden zu suchen.
Das änderte sich nach meinem abgebrochenen Studium. „Wenn nicht jetzt, dann nie“, dachte ich mir und fand in meiner Heimatstatt eine Loge. Die Freundlichkeit und Offenheit, die ich bei den Gästeabenden erfahren hatte, gaben mir den Mut, nach fast zwei Jahren der Besuche der Gästeabende um Aufnahme zu bitten. Und das, was ich wirklich gesucht habe, nämlich tiefgründige Gespräche sowie feierliche, spirituelle Rituale, habe ich zu 100 Prozent gefunden.
»Was ist für Dich das Wichtigste als Freimaurer?«
Br. Christian Theis:
Das Wichtigste ist für mich ist die „doppelte Arbeitsweise“ in einer Loge: Zum einen das Hören – und Halten – von philosophischen, anregenden Vorträgen und das anschließende „laut Denken mit Freunden“, wie es Lessing so schön formulierte. Zum anderen die emotionalen und spirituellen Erfahrungen in den verschiedenen Grad-Ritualen. Diese haben mir durch ihre sprechenden Zeichen geholfen, Dinge in meinem Leben anders zu sehen, sogar bestimmte Ängste, die mich immer umtreiben, zu vertreiben. Auch haben sie mir dabei geholfen, selbstbewusster und selbstfürsorglicher zu werden. Zudem schaffen diese Rituale die Möglichkeit, bestimmte Inhalte des (christlichen) Glaubens körperlich erfahrbar zu machen. Das, was wir Unio Mystica nennen – auch wenn ich hiervon wohl noch weit entfernt bin.
Vergessen darf ich aber auch nicht das Schöne, was einem im Bruderkreis widerfährt. Das ehrliche Interesse der Brüder für einen selbst, die Freundschaften, die mit manchen Brüdern geschlossen wurden, das gemeinsame Feiern und Lachen. Und die Toleranz, die ich erfahren durfte: Dass ich mit einem Mann verheiratet bin, war dort nie ein „Problem“ gewesen, weil der Mensch und was er in die Loge einbringt das Entscheidende ist.
»Wie hat die Freimaurerei Dich und Dein Leben verändert?«
Br. Christian Theis:
Wie schon gesagt, bin ich selbstbewusster und mutiger geworden: Gerade die Inhalte der Andreasloge haben mir deutlich gemacht, dass ich nicht nur das Recht habe, sondern auch den Auftrag, mich zur Wehr zu setzen, wenn man mir oder anderen Unrecht tut. In manchen Fällen auch einmal gesunden „Egoismus“ zu pflegen. Gerade durch meinen ersten Weg, nämlich Pfarrer zu werden, fand ich mich meist in reinem Altruismus gefangen. Ich habe bei der Sorge für und um andere meist mich selbst komplett vergessen. Das ist auch nicht gut.
In der Freimaurerei kann man spirituelle Erfahrungen machen, angereichert mit Lehren und Symbolen sogar aus der Alchimie. Damit wird der Horizont unglaublich weit, und das hat mich noch toleranter gemacht, und auch zufriedener.
»Würden die Menschen danach streben, sich selber zu vervollkommnen, statt die ganze Welt zu erretten, selbst innerlich frei zu werden, statt die ganze Menschheit befreien zu wollen, wie viel würden sie zur wahren Befreiung der ganzen Menschheit beitragen.«
Laotse (6. Jahrhundert v. Chr.)
»Denkanstoß: Wie aktuell ist die Freimaurerei?«
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner
Eine neue Epoche hat begonnen: Künstliche Intelligenz, Biotechnologie und das anstehende Weltraumzeitalter verändern die Welt so schnell wie nie zuvor. Es ist davon auszugehen, dass die nächsten 100 Jahre tiefgreifendere Veränderungen für die Menschheit bedeuten werden als die vorherigen 2000 Jahre.
Blicken wir nur kurz auf die letzten acht Jahrzehnte zurück: Von der Entdeckung der Kernspaltung im Jahre 1938, die auf einem Labortisch stattfand, der eher einem Küchentisch glich, bis zur Zündung der ersten Atombombe lagen gerade einmal 7 Jahre. Den strukturellen Aufbau der DNA zu entschlüsseln und im Modell nachzubilden gelang im Jahre 1953. Und 1969 setzte der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond. Bereits seit Jahren fahren Fahrzeuge auf dem Mars hin und her und erkunden ihn. Bemannte Marsflüge rücken in greifbare Nähe.
Die Zukunft ist phantastisch und bedrohlich zugleich.
In diesem Spannungsfeld stellen sich die entscheidenden Fragen: Was macht uns als Menschen einzigartig? Was hat uns zu dem gemacht, was wir sind? Was sind wir morgen? Und: Wie bleiben wir frei und selbstbestimmt und wie aktuell ist die Freimaurerei dabei?
Man kann die Zukunft der Gesellschaft insbesondere auch als klare Herausforderung an unsere Bewusstseins- und Persönlichkeitsentwicklung beschreiben – gerade weil das kleinste Pixel, das wir in einer Betrachtung von Gesellschaft und – gestatten Sie mir diesen Begriff in diesem Zusammenhang – »Humankapital« darstellen können, das Individuum ist. Dieses kleinste Pixel also, den einzelnen Menschen, sucht und findet die Freimaurerei. An ihn richtet sie sich.
Individualität als Währung des »Humankapitals« wird in der Freimaurerei geradezu wertschöpfend betrieben. Im gleichen Atemzug bedeutet »Humankapital«, das Individuum zu stärken. Freiheit ist dabei ein, wenn nicht der zentrale Aspekt der Freimaurerei.
Eine freiheitliche und diskursorientierte Herrschaft der Demokratie stellt den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns. Der Geist der freimaurerischen Idee verbindet genau jenes – der Mensch im Mittelpunkt eines gemeinschaftlichen Geschehens, mit all seinen Rechten, Privilegien und Pflichten. Die Egalität der Brüder untereinander ist nichts weiter als ein Lehrstück dessen, was man auf jeden Menschen anwenden sollte: gleichwertige Anerkennung und Wertschätzung. Dies im Blick zu behalten ist eine lebenslange Aufgabe – nicht nur für Freimaurer.
Es geht um die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit. Berühmte Freimaurer wie z.B. Gustav Stresemann, Aristide Briand und Leo Müffelmann konnten sich dem Sturm, der über sie jeweils hereinbrach, nur entgegenstellen, weil sie, jeder auf seine Weise, eine gefestigte Persönlichkeit hatten.
Logen sind die »Trainings- oder Übungsräume« für die Arbeit an sich selbst, die dadurch vertieft wird. Gleichzeitig arbeiten und üben hier ganz unterschiedliche Persönlichkeiten jeder für sich und doch alle gemeinsam. Diese ausgebildeten Persönlichkeiten hat Br. Leo Müffelmann als »Glieder einer allgemeinen Menschenkette« beschrieben.«
Der Erkenntnisprozess, der zur Persönlichkeitsentwicklung führt, ist die Voraussetzung für innere Stabilität und Anbindung. Sie ist die Grundlage für eine funktionierende Gemeinschaft und um ein Gemeinwesen zum Wohl aller zu bilden. Nur so kann das Individuum Erkenntnis erlangen und Verantwortung für sich und die Gemeinschaft übernehmen.
»SCHREIBEN SIE UNS.«
Wir freuen uns auf Ihre Fragen und Anregungen.
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Werner H. Heussinger stellt sich bei Galileo TV / ProSieben den wichtigsten Fragen zur Freimaurerei.
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