
Freimaurerorden
Sie lesen hier den aktuellen Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
Vier Fragen an Mons. Dr. Michael Weninger, Botschafter a.D., anlässlich seines neuen Buches „Aus Nacht zum Licht – Katholische Kirche und Freimaurerei im Ringen um Versöhnung“.
1. Im Kirchenrecht (CIC) von 1983 fehlt die Freimaurerei: Wie löst das Buch die Spannung zwischen CIC/1983 (keine Sondernennung) und späteren römischen Warnungen – und was folgt daraus für Gewissen, Seelsorge und Praxis?
2. Was raten Sie einem katholischen Christen, der beitreten möchte – welche Prüfsteine und No-Gos?
3. Sehen Sie den „Großen Baumeister“ theologisch kompatibel mit dem dreifaltigen Gott – oder nur als Minimalkonsens?
4. Wie bewerten Sie Sakramenten-Teilnahme und Logenleben zusammen – gibt es klare Leitlinien?
Standpunkt und Denkanstoß
Ein Brückenbuch, das Licht ins Gespräch bringt
mit dem Freimaurerorden.

Monsignore DDDr. Dr.h.c. mult. Michael Heinrich Weninger, Botschafter a.D., trat noch während seiner Laufbahn als Diplomat in den geistlichen Stand ein und war somit der erste Botschafter in der österreichischen Diplomatie, der zum Priester geweiht wurde. Acht Jahre gehörte er der vatikanischen Kurie an. Von 2001 bis 2007 beriet er die Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi und José Manuel Barroso, in Fragen des Dialogs mit Religionen, Kirchen und weltanschaulichen Gruppen. Papst Benedikt XVI. berief Michael Weninger zum 1. November 2012 in den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog. Weninger gilt als anerkannter Fachmann für das Freimaurertum in all seinen Facetten und steht seit vielen Jahren im Dialog mit Vertretern der Logen.
Mons. Michael H. Weninger

Mons. Michael H. Weninger
Das Rechtsbuch der katholischen Kirche, der Codex Iuris Canonici (CIC), der am 27. November 1983 in Kraft trat und das geltende Kirchenrecht darstellt, war das Ergebnis einer mehrjährigen, sehr intensiven Arbeit der Kommission für die Reform des Kirchenrechts.
Die Frage, ob man Katholiken, die einer Freimaurerloge beitreten, weiterhin mit der kirchlichen Exkommunikation belangen soll, wie es der CIC aus dem Jahr 1917 als Tatstrafe vorsah, oder eben nicht, nahm im Arbeitsprozess einen breiten Raum ein und wurde eingehend erörtert. Das Ergebnis war eindeutig: im geltenden Kirchenrecht gibt es nicht einmal mehr eine Erwähnung der Freimaurerei und des Freimaurers. Die am 26. November 1983 veröffentlichte Deklaration der damaligen Glaubenskongregation, der zufolge sich katholische Freimaurer im Stand der schweren Sünde befinden würden und folglich die heilige Kommunion nicht empfangen können, hatte keinen Einfluss auf den CIC/1983. Manche immer noch vorhandene Spannungen zwischen kirchlichen Amtsträgern und katholischen Freimaurern resultieren schlichtweg aus tradierten Vorurteilen und der Unkenntnis der tatsächlichen Lage.

Mons. Michael H. Weninger
Die grundsätzliche Frage, die sich ein Katholik bei Interesse für eine Mitgliedschaft im Bruderbund der Freimaurer stellen muss, ist jene nach seinen wahren Motiven für diesen beabsichtigten Schritt. Auch ist ein ausreichender Kenntnisstand über das Wesen der Freimaurerei, der anhand qualitätsvoller Veröffentlichungen leicht zur erlangen ist, und über die konkrete Loge, der er angehören möchte, was im Gespräch mit der für einen Suchenden in einem solchen Fall vorhandenen freimaurerischen Auskunftsperson ebenfalls kein Problem darstellt, unerlässlich.
Selbstvergewisserung ist diesbezüglich eine conditio sine qua non. Sollte der interessierte Katholik an eine Loge geraten sein, die sich als anti-religiös, a-theistisch, anti-christlich oder gar anti-katholisch grundiert herausstellt, und aus meiner Sicht als eine pseudofreimaurerische darstellen würde, dann wird er wohl von einem Beitritt, sofern er ein gläubiger Katholik ist, abgehalten sein. Er könnte ansonsten leicht unter die Bestimmung des Canon 1374 CIC/1983 geraten, die auszugsweise lautet: „Wer einer Vereinigung beitritt, die gegen die Kirche Machenschaften betreibt, soll mit einer gerechten Strafe belegt werden, …“. Das Tor zu einem Beitritt in einer der zahlreichen ganz wesentlich anders gearteten genuin freimaurerischen Logen steht einem Katholiken unbestritten offen.

Mons. Michael H. Weninger
Das Diktum vom „Großen Baumeister aller Welten“ ermöglicht dem einzelnen Freimaurer dieses mit der ihm eigenen Gottesvorstellung zu konkretisieren. Da geht es um keinen Minimalkonsens, sondern um die Ermöglichung für jeden Freimaurer, seiner eigenen religiösen Überzeugung und seinem Glauben gerade als Freimaurer treu zu bleiben. Daher ist der immer wieder vorgebrachte Einwand, die Freimaurerei huldige einem religiösen Relativismus, völlig unzutreffend.

Mons. Michael H. Weninger
Da die Freimaurerei jedem ihrer Mitglieder die je persönliche religiöse Überzeugung belässt und in keiner wie immer gearteten Weise beeinträchtigt, kann beispielsweise der katholische Freimaurer seinen Glauben wesensgemäß praktizieren. Durch sein Logenleben im Verein mit seinen Brüdern und den freimaurerischen Ritualen wird er darüberhinaus sogar viele Anregungen zu einem vertieften Glaubensleben finden können. Letztlich wird der katholische Freimaurer, weil die Bruderschaft keinen Religionsersatz bieten kann und will, nicht auch nur irgendeinen negativen Einfluß auf seine konkrete Sakramentenpraxis vorfinden.
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner

Mons. Michael H. Weninger schreibt in seinem neuen Buch „Aus Nacht zum Licht – Katholische Kirche und Freimaurerei im Ringen um Versöhnung“ mit spürbarer Liebe zur Kirche und großem Respekt vor der Wahrheit. Sein Werk hilft, das Thema der Beziehung zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei vorurteilsfrei und mit klarem Kompass zu verstehen: theologisch fundiert, kirchenrechtlich sauber, pastoral weise und für beide Seiten befreiend. Eine echte Hilfe für Seelsorge und Dialog.
Zugleich überzeugt die biografische Autorität des Autors: Er war langjähriges Mitglied des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog im Vatikan sowie zuvor österreichischer Spitzendiplomat und politischer Berater der EU-Kommissionspräsidenten (Prodi/Barroso) für den Dialog mit den Religionen, Kirchen und Weltanschauungsgemeinschaften – diese Kombination aus kurialer Praxis und europäischer Diplomatie macht das Buch zu einer selten glaubwürdigen Stimme zwischen Kirche und Welt.
Selten hat mich ein Sachbuch so souverän vom Gegeneinander zum Miteinander geführt und überzeugt. Weninger erzählt die lange und dramatisch verlaufende Geschichte der Annäherung zwischen Kirche und Freimaurerei und den aus ihr erwachsenden Dialogprozess ohne Scheuklappen. Statt Schlagwörtern liefert er Orientierung. Vom Zweiten Vatikanischen Konzil über die ersten Gesprächsbrücken bis zu konkreten Empfehlungen für heute spannt er einen roten Faden, der nie reißt. Besonders wohltuend: Er romantisiert nichts – und verwechselt Dialog nicht mit Beliebigkeit. Und noch mehr: er bietet eine umfassende Begründung, warum und wie es schließlich zur Aussöhnung zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei gekommen ist und diese ihren Niederschlag im Rechtsbuch (Codex Iuris Canonici, kurz CIC) der katholischen Kirche gefunden hat. Und er verschweigt auch nicht die Querschüsse gegen eine solche Versöhnung durch jene, die sie aus tradierter Voreingenommenheit und Unwissenheit zu verhindern suchten.
Was mich fachlich überzeugt hat, ist die juristische Entkrampfung, die das Buch verständlich macht. Weninger erklärt, wie der CIC/1983 die alte Sonderverurteilung hinter sich lässt und wie heute Kanon 1374/CIC praktisch anzuwenden ist: nicht pauschal, sondern in Einzelfallprüfung, mit Gewissensverantwortung und seelsorglicher Begleitung. Das klingt trocken – ist aber genau die Art Klarheit, die Gesprächen die Schärfe nimmt, ohne die Substanz zu verlieren. Für Debatten in Gemeinde, Hochschule oder Loge ist das Gold wert.
Mein Fazit: Ein Brückenbuch. Redlich recherchiert, sprachlich fair, theologisch verantwortet – und spürbar aus Liebe zur Wahrheit und zur Kirche geschrieben. Wer jenseits von Mythen Substanz sucht, wer in heiklen Gesprächen Haltung zeigen will, findet hier einen verlässlichen Kompass. Ich lege es Seelsorgern, Studenten, Historikern und Mitgliedern von Logen gleichermaßen ans Herz.

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