Freimaurerorden
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der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
1. Drei Fragen an Br. Jan Snoek
2. Zitat und Inspiration von Plotin:
So tue wie der Bildhauer…
3. Standpunkt und Denkanstoß:
Vom Ursprung Europas an drei Orten…
Auf ein Wort
mit dem Freimaurerorden.
Prof. Dr. Jan Snoek ist einer der weltweit renommiertesten und profiliertesten Freimaurer-Forscher. Am Institut für Religionswissenschaft der Universität Heidelberg lag sein Forschungsschwerpunkt in den Bereichen Ritualtheorien und Initiationen. Br. Jan Snoek wurde 1946 in Amsterdam geboren und ist seit 1971 Freimaurer. Er ist Mitglied der Ordensloge VI VERITATIS in Heidelberg.
»Die Symbole der Freimaurerei sind Bedeutungsträger diverser Inhalte, vereint im Ritual. Sie bilden das Rückgrat der freimaurerischen Tradition. Die Teilnahme am Ritual erlaubt uns das Angebotene direkt zu erleben und in uns aufzunehmen. Die Erfahrung eines Initiationsrituals kann einen so ergreifen, dass sie ein Wendepunkt im Leben des Kandidaten wird.«
Br. Jan Snoek
»Welche Methode verwendet die Freimaurerei?«
Br. Jan Snoek:
Die Freimaurerei ist in erster Instanz eine Methode, um in ihren Kandidaten eine bestimmte Art von Erfahrung zu erzeugen, und bedient sich dabei der initiatischen Methode, der allusiven Methode, und der Bau-, Licht- und Mittelpunktsymbolik.
Die initiatische Methode beinhaltet die Verwendung von Ritualen, welche die Merkmale einer Initiation aufweisen. Sie stellt einen symbolischen Prozess dar, der die Teilnehmer in „die andere Welt“ versetzt. Die allusive Methode ähnelt der Symbolik, aber sie verwendet Texte statt Bilder. Das zentrale Symbol in der Freimaurerei ist der Bau des Tempels von Salomon. Dieser Tempel, der unter anderem die Welt symbolisiert, wird in der Freimaurerei als noch unvollendet angesehen, was bedeutet, dass jeder Mensch nicht anders kann als mitzuarbeiten an seiner Vollendung. Außerdem werden die Werkzeuge der Steinmetze oder Bildhauer – wie Zirkel, Winkel, Wasserwaage, Senkblei, Meißel und Hammer – symbolisch interpretiert. In der Lichtsymbolik wird der Gegensatz zwischen Licht und Finsternis benutzt, um mehrere ähnliche Oppositionen zu repräsentieren, so zum Beispiel Gut und Böse oder Freude und Leid. Der Mittelpunkt symbolisiert die „Axis Mundi“, das Zentrum des Labyrinths, der Punkt wo diese und „die andere“ Welt einander berühren und wo man zwischen beiden hin und her wandern kann.
Die Symbole der Freimaurerei sind Bedeutungsträger diverser Inhalte, vereint im Ritual. Sie bilden das Rückgrat der freimaurerischen Tradition. Die Teilnahme am Ritual erlaubt uns das Angebotene direkt zu erleben und in uns aufzunehmen. Die Erfahrung eines Initiationsrituals kann einen so ergreifen, dass sie ein Wendepunkt im Leben des Kandidaten wird. Öfters nimmt das direkte private Umfeld das wahr und es wird gefragt was passiert ist wodurch er sich so geändert hat.
»Wie entstanden überhaupt Logen?«
Br. Jan Snoek:
Manche Bauleute der gotischen Kathedralen waren keine einfachen Handwerker. Um die Arbeit auszuführen, mussten sie sich mit dieser inhaltlich auseinandersetzen, sie reflektieren. Die Idee, die dem gotischen Kathedralenbau zugrunde lag, war göttliches Licht und göttliche Schönheit in göttliche Materie, in Stein, zu fassen. Die Steinmetze, die Bildhauer oder Baumeister waren, mussten also von dieser Interpretation der neuplatonischen Ideen auch inhaltlich durchdrungen sein, um diese mit Stein gestalten zu können. Sie waren nicht nur handwerklich, sondern auch akademisch und spirituell gebildet. Damit einher ging meistens auch ein beachtliches Einkommen. Zeitgenössische Darstellungen zeigen manchen französischen Baumeister nicht umsonst in der Tracht der Pariser Professoren, was für die Verwissenschaftlichung der Architektur steht.
»Freemasons« – oder »Free-stone-masons« – waren ein spezialisierter und hochqualifizierter Berufszweig der Steinmetze. Sie waren es, die »freestone«, also Stein von höchster Qualität, bildhauerisch bearbeiten konnten und durften. Während und nach der Ära des Kathedralenbaus gingen aus diesen »Freestone Masons«, sogar noch in der Renaissance und im Barock, die Baumeister und Architekten hervor.
Aus den Regeln der Steinmetzbruderschaften, also der Freimaurer, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert entstanden sind, lässt sich ableiten, wie wichtig neben Verhaltensregeln die Ausbildung in den sieben freien Künsten oder Wissenschaften der Antike war. Es handelte sich um Grammatik, Rhetorik, Mathematik, Arithmetik, Musik, Astronomie und Geometrie – letztere war die wichtigste für die Freimaurer. Diese hochgebildeten Freimaurer nahmen tatsächlich schon ab dem 13. Jahrhundert sogenannte Gentleman Masons auf, die aber nur eine kleine Minderheit darstellten. Sie waren keine Handwerker, wurden aber von dem symbolisch-spekulativen Aspekt der Arbeit angezogen. Spekulativ, das umfasst den symbolischen, rituellen, spirituellen, mystischen, esoterischen und philosophischen Aspekt. Operativ bedeutet nichts anders als die tatsächliche Bearbeitung von Stein.
»Wann »begann« die Freimaurerei?«
Br. Jan Snoek:
Wir können heute sagen, dass die Freimaurerei irgendwann zwischen 1137 (Beginn der Gotik mit dem Bau der Kathedrale von Saint-Denis in der Nähe von Paris) und 1598 schrittweise entstanden ist. In diesem Zeitraum tauchten sogenannte „Manuscript Constitutions“ auf, also Verhaltensregeln und Verordnungen für Steinmetze. Es sind die ältesten handschriftlichen Dokumente, die mit Freimaurerei in Zusammenhang gebracht werden können. Sie waren ausdrücklich christlich geprägt, schrieben vor, wie man sich ordentlich und tugendhaft zu verhalten hatte, und interpretierten das Handwerk und die Werkzeuge symbolisch. Hier sehen wir eine klare Spekulative Freimaurerei als ein besonderes, in Allegorien gekleidetes und durch Symbole dargestelltes System entstehen.
Am 28. Dezember 1598, dem Tag nach dem Winter-Johanni, unterschrieb William Schaw die sogenannten ersten Schaw-Statuten, eine Verordnung und Verhaltensregeln für Steinmetze und Logen als Grundlage der in dem Moment schon existierenden Freimaurerei in Schottland. Genau ein Jahr später unterschrieb er eine Ergänzung dazu, die zweiten Schaw-Statuten. Schaw war „the King‘s Master of Works and General Warden of the Craft“ (Minister für Bauangelegenheiten) unter König Jakob VI. von Schottland, später auch König Jakob I. von England. Seine Statuten sind der älteste Beleg für die Existenz von Logen mit explizit freimaurerischer Aktivität.
»Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an, und wenn du siehst, dass du noch nicht schön bist, so tue wie der Bildhauer, der fortmeißelt, bis er das schöne Antlitz an der Büste vollendet hat. Meißle auch du fort, was unnütz, und mache gerade was krumm ist, und lass nicht ab, an der Vollendung deines Bildes zu arbeiten.«
Plotin (griechisch Πλωτῖνος Plōtínos, latinisiert Plotinus; * 205; † 270 auf einem Landgut in Kampanien); Quelle: Plotin »Die Enneaden«
»Denkanstoß: Vom Ursprung Europas an drei Orten…«
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner
Der Ursprung Europas mit der griechischen Philosophie, der römischen Rechtsordnung und dem Christentum liegt an drei Orten, wie der erste Bundespräsident Theodor Heuss 1950 erklärte: »Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Kapitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.«
Wer nicht weiß, woher er kommt, kann nicht wissen, wohin er geht. Wir finden den Ursprung unseres Weges in Europa in unserer abendländischen Kultur. Es ist eine griechisch-römische und jüdisch-christliche Kultur, die ihren folgerichtigen Übergang zu Freiheit, Menschenrechten und Demokratie durch die Aufklärung fand. Respekt vor der gleichen Würde jedes Menschen und sozialer Zusammenhalt, im Geist von gegenseitigem Vertrauen und Nächstenliebe, bilden den Kern. Das sind fundamentale und auch universale Werte. Es lohnt sich, diese Werte auch in Zukunft zu leben. Der Humanismus ist dabei keine Selbstverständlichkeit. Er muss gelebt werden, ansonsten kann das einzigartige Menschenbild verschwinden.
Der griechische Philosoph Platon sprach von der Idee des Menschen und biblisch lässt sich das mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen ausdrücken. In der Gottebenbildlichkeit liegt die theologische Begründung der Menschenwürde – insbesondere seit dem Renaissance-Humanismus – und ideengeschichtlich stellen die Gottebenbildlichkeit und die daraus ableitbare Menschenwürde eine Basis für die Entstehung der Menschenrechte dar. Damit ist auf einer gewissen Abstraktionsstufe ein Begriff geprägt, der menschliches Handeln und Ordnung miteinander verknüpft und damit Recht, Moral, Staat und Weltbild auf eine gemeinsame Grundlage stellt. Diese Idee als Inbegriff aller Normen, Verpflichtungen und Axiome, die das menschliche Leben in den sozialen und politischen Ordnungen des Zusammenlebens steuern, deckt sich mit dem, was auch humanistisch abendländische Kultur genannt werden könnte.
Als einen wesentlichen Entwicklungsschritt und Höhepunkt unserer Kultur beziehungsweise der europäischen Geistesgeschichte und des sich daraus entwickelnden Humanismus erkennen wir immer noch die Zeit der Renaissance und der Aufklärung an. Sie leitete letztlich die Geburt der Revolutionen für mehr Freiheit und Menschenrechte ein. Nicht umsonst steht die Würde des Menschen an erster Stelle im deutschen Grundgesetz.
»SCHREIBEN SIE UNS.«
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Werner H. Heussinger stellt sich bei Galileo TV / ProSieben den wichtigsten Fragen zur Freimaurerei.
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