
Freimaurerorden
Sie lesen hier den aktuellen Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
I. Drei Fragen an Br. Henning Schumann:
1. Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht, was war Dein Antrieb hierzu?
2. Was ist für Dich das Wichtigste als Freimaurer?
3. Wie hat die Freimaurerei Dich und Dein Leben verändert?
II. Standpunkt und Denkanstoß:
Wer hat „die Freimaurerei“ eigentlich „gegründet“?
mit dem Freimaurerorden.

Br. Henning Schumann wurde im Februar 1969 in Hamburg geboren; er wuchs auf in Buxtehude und machte dort 1988 sein Abitur. Danach folgten 8 prägende Jahre bei der Bundeswehr als Panzeroffizier und ab 1997 dann eine 10-jährige intensive und internationale Zeit in börsennotierten Finanzkonzernen, vom Vorstandsassistenten bis zum Direktor. 2007 dann die Gründung einer eigenen Finanz- und Unternehmens-Beratungsfirma in Hamburg, die er auch heute noch mit 3 Partnern betreibt. Seit 2008 ist er Mitglied der Johannisloge „Zu den Drei Rosen“ in Hamburg und hat von 2012 bis 2023 als Vorsitzender des Verbandes der innehabenden 14 Logen des Hauses die Verwaltung und den Geschäftsbetrieb des Hamburger Logenhauses geführt. Er ist lizenzierter Stiftungsverwalter und ist seit 2020 Vorstandsmitglied der Zinnendorf Stiftung (Stiftung des Freimaurerordens). Seit 2014 lebt er in Lübeck, sitzt dort für die CDU in der Bürgerschaft und ist stv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Lübecker Hafengesellschaft. Seit Juni 2023 ist er der Lübecker Stadtpräsident und somit der höchste Repräsentant der Hansestadt an der Ostsee.
Br. Henning Schumann

Br. Henning Schumann:
2007 war ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich es ändern musste, um wieder zu mir selbst zu finden. Als Führungskraft eingebunden in die komplexen Prozesse eines börsennotierten Unternehmens war ich fremdbestimmt geworden und fand mich immer öfter in Situationen wieder, die in mir Unbehagen auslösten. Oberflächlichkeit, fehlende Sinnhaftigkeit und innere Unruhe. Ich stellte mir Fragen und plötzlich war ich – ohne die Bedeutung zu kennen – mit Ende 30 ein Suchender. Ich ging im Mai von einem Tag auf den anderen und stürzte mich in das Abenteuer Selbständigkeit… Genau in dieser Phase traf ich auf dem Geburtstag meiner Mutter meinen späteren Paten Herfried. Er und seine Frau waren seit Jahren mit meiner Mutter befreundet, die mir an dem Tag zuraunte, dass Herfried Freimaurer sei und ich ihn ja mal fragen könne, was die da so machen.
Ich tat es und fand mich 6 Wochen später auf einem Interessentenabend im wundervollen Hamburger Logenhaus wieder, das ich sofort ins Herz schloss. Ich traf dort belesene, höfliche, für mich fast weise Herren, die mir vom ersten Tag an das Gefühl gaben, dort richtig zu sein. Sehr schnell wurde das Haus gefühlsmäßig neben meiner Wohnung und meiner Firma mein dritter Ort, meine Kraftquelle und ich freute mich immer schon Tage vorher auf die regelmäßigen Treffen mit den Brüdern. Nach gut einem Jahr war es dann so weit und ich wurde aufgenommen. Nun begann mein maurerischer Weg, ich fing wieder an zu lesen und ich fing wieder an mich mit Gott und mit dem Tod zu beschäftigen; ich fand meinen Glauben wieder. Meine in mir verborgenen Werte kamen Stück für Stück wieder zu Tage und ich merkte, wie die Rituale in den Arbeiten mich innerlich wachsen ließen, mein Gottvertrauen hatte sich entwickelt und dadurch fielen mir auch die herausfordernden profanen Dinge im Leben einfacher. Ich hatte mich auf den Weg gemacht.
Br. Henning Schumann:
Es sind neben der Brüderlichkeit ganz klar die Werte und Tugenden, die ich immer wieder im Zwiegespräch mit mir selbst, während der Arbeiten für mich reflektieren und Stück für Stück entwickeln konnte. Diesen sich mit den Jahren gebildeten Wertekompass habe ich nach fast 20 Jahren stark verinnerlicht. Kern dabei ist für mich, nie die Schuld bei anderen zu suchen und stets die Verantwortung, und nicht immer nur für mich, zu übernehmen. Das Wichtigste für mich als Freimaurer ist das tiefe Bewusstsein, dass unser Leben lebenswert ist und wir diese Welt jeden Tag ein Stückchen besser machen können, mit Liebe, mit Weisheit und innerer Stärke und doch in großer Dankbarkeit und Demut, und dem Bewusstsein, dass ich immer wieder scheitern werde und fehlbar bin, was dazu führt anderen und mir selbst auch immer wieder vergeben zu können.
Br. Henning Schumann:
Mit gesundem Gottvertrauen ist es grundsätzlich einfacher und positiver durchs Leben zu gehen, Herausforderungen anzunehmen, aber auch Rückschläge besser hinzunehmen. Ob es privat oder im Beruf ist. Ob es im Innen oder Außen ist. Natürlich hilft Lebenserfahrung, aber eben auch der innere Kompass und der bei mir ständig präsente Ruf Johannes „Metanoia“, kehre um, schaue in Dich, und die eingravierte Gewissheit im Kapitelring führen zu deutlich souveräneren Entscheidungen und haben bei mir dazu geführt, dass ich heute jeden Menschen mit Augenhöhe begegne und mich dabei sehr wohl und sicher fühle. Mittlerweile erlebe ich aber auch die Freimaurerei anders, ich arbeite anders.
Während in den ersten Jahren die Logenarbeit, das Ritual, der Quell meiner maurerischen Erkenntnisse war, so bin ich heute aufgrund der fehlenden Zeit leider seltener im Tempel. Meine heutige Arbeit fand und findet nun meist in der praktischen Tätigkeit und in der Umsetzung statt. Ob in der jahrelangen Verbandsarbeit für die Hamburger Logen, ob als Vorstand in der Zinnendorf Stiftung oder in Bürgerschaftssitzungen, in denen ich die Ordnungsklingel gegen einen Logenhammer ausgetauscht habe. Ja, der Orden gehört neben der Geburt meines Sohnes, der großen Liebe meiner Frau und der Tod meiner Eltern zu den größten Einflüssen auf mein Leben. Und ja, er hat mich verändert, bewusst oder unbewusst, aber ganz ganz sicherlich positiv!!
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner

Bezeichnend für die Freimaurerei ist, dass ausgerechnet der schottische Prediger der schottisch-presbyterianischen Kirche in London, James Anderson, und der Naturforscher John Desaguliers als ihre geistigen Gründungsväter gelten, zumindest was den Umstand und die Wirkung der Zusammenfassung von vier bereits in England bestehenden Logen zu einer Großloge anbelangt. Die sogenannten Alten Pflichten sind mehr oder weniger verbindliche Regeln für alle Logen, sie erschienen 1723 in Buchform und sind heute noch ausschlaggebend für Freimaurer. Anderson ist der offizielle Autor, Desaguliers soll dabei »dessen Schreibfeder geführt haben«. Ein Mann der Kirche und ein Naturforscher stehen sinnbildlich für die Versöhnung von Religion und Naturwissenschaft, der man in der Freimaurerei durchaus so begegnen kann.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass John Desaguliers diesen vermeintlichen Widerspruch auch selbst in seiner eigenen Vita verkörpert. Er war zum einen ein hervorragender Forscher und erhielt für seine Entdeckungen der Eigenschaften von Elektrizität die höchste Auszeichnung der Royal Society, also der nationalen Akademie der Wissenschaften für die Naturwissenschaften. Übrigens war Desaguliers mit Sir Isaac Newton befreundet und unterstützte ihn in seinen Experimenten. Zum anderen war er auch ein Geistlicher in der Church of England.
Ein Dritter im Bunde fehlt noch: John Herzog von Montagu, seinerzeit einer der reichsten Männer Englands, Mitglied der Royal Society und Freimaurer seit 1720. Er war der erste adlige englische Großmeister und darf wegen seiner aktiven Rolle gleich zu Beginn nicht unerwähnt bleiben.
Ein Geistlicher, ein reputierter Naturforscher und ein reicher Adliger, der als Lord Justice des Königreiches und bei Hof eine große Rolle spielte, stehen also am Start des bis zum heutigen Tage erhaltenen Großlogen-Systems in der Freimaurerei. Über alle Stände und über alle vermeintlichen Grenzen zwischen Religion und Naturwissenschaft hinweg besteht gleich am Anfang der modernen Freimaurerei das Bild dieser drei Persönlichkeiten, wie für einen programmatischen Zukunftsentwurf gemacht. In den Alten Pflichten heißt es dann auch: »… wenn er (Anmerkung: ein Freimaurer) die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner noch ein bedingungsloser Freigeist sein.« Übrigens: Die Entwicklung eines Menschen ist aus freimaurerischer Sicht niemals abgeschlossen. Es gilt, sich dem Idealbild eines Freimaurers zu nähern und den Weg selbst bereits als Ziel zu betrachten.

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