
Freimaurerorden
Sie lesen hier den aktuellen Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
1. Drei Fragen an Br. Klaus-J. Wilcke
2. Zitat und Inspiration von Br. Klaus Buschenhagen:
Die Frage nach Wert und Sinn menschlichen Seins und Handelns…
3. Standpunkt und Denkanstoß:
Vom Tempel der Freimaurer…
mit dem Freimaurerorden.

Am 22. März 2025 fand im Ordenshaus der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (Freimaurerorden) vor internationalem Publikum die Eröffnung zur Gemäldeausstellung von Br. Klaus Buschenhagen (1935 – 2024) statt, einem Meister der imaginativen Malerei. Er war seit 1980 Mitglied des Freimaurerordens und bekleidete führende Ämter, zuletzt als Kapitelmeister in Berlin. Diese Ausstellung zeigt eine Auswahl seiner Werke mit freimaurerisch-christlichen Bezügen, die zwischen 1980 und 2019 entstanden sind.
Phantasievoll, mystisch, aber auch scharfsinnig und ironisch zeigt Br. Klaus Buschenhagen durch seine Bilder eine faszinierende Welt, die erschrecken kann und Ängste wachrüttelt, die aber auch voller Illusionen steckt und in die Zukunft weist. Doch bei aller „Düsternis und Brüchigkeit‘ schimmert auch Hoffnung durch seine Werke, die ihn – sozusagen als Überlebensmotto – sein ganzes Leben begleitet hat. Tief verwurzelt im christlichen Glauben fand er im Freimaurerorden seine geistige Heimat. Im geschützten Bruderkreis konnte sein Geist „spazieren gehen“, sich mit gleichgesinnten austauschen, philosophieren, Gespräche über Gott und die Welt führen und seine Erkenntnisse und Erfahrungen zu humanistischen und religiösen Lebensfragen „an den Mann“ bringen: ein souveräner geistiger Lotse für die Bedeutungstiefen freimaurerischer Symbolik.
Nachfolgend werden drei Fragen an Br. Klaus-J. Wilcke gestellt, der als Nachfolger im Amt des Berliner Kapitelmeisters Br. Buschenhagen wie kein anderer gekannt und schätzen gelernt hat.
Br. Klaus-J. Wilcke über Br. Klaus Buschenhagen
Br. Klaus-J. Wilcke:
Br. Klaus Buschenhagen war ein feinsinniger Freigeist und er blieb immer eine freimaurerische Respektsperson für mich – besonnen, sehr zurückhaltend, nachdenklich; sein Selbstporträt „Der Kapitelmeister“ strahlt das für mich nach wie vor aus.
Er war hochgebildet und jeder Vortrag von ihm vermittelte mir neue und tiefere Einsichten in die neue Erkenntnisstufe. So hielt er zum Beispiel anlässlich einer Instruktion einen beeindruckenden Vortrag mit dem Titel „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“. Diese Formulierung stammt von Dietrich Bonhoeffer, der damit sagen will, dass Gott nicht definierbar ist, nicht „begreifbar“. Br. Klaus Buschenhagen war ein christlicher Philosoph, er hatte ja auch ein abgeschlossenes Studium als Altphilologe an der philosophischen Fakultät, inklusive eines Theologie-Studiums. Er dachte weiter und tiefer als andere, ließ seinen Geist „spazieren gehen“.
Für mich war Klaus Buschenhagen ein freimaurerischer Lehrmeister par excellence… was übrigens auch in seinem Bild „Der Archont und seine Mannen“ als Allegorie – schon fast ironisch-humorvoll – zum Ausdruck kommt.
Br. Klaus-J. Wilcke:
Klaus Buschenhagen hat gerade auch in seinen Ansprachen und Instruktionen für neu aufgenommene Brüder die auf sie zukommenden Aufgaben betont. Er hat darauf hingewiesen, dass die „Arbeit am Rauen Stein“ – also die Arbeit an uns selbst mit dem Ziel, uns zu veredeln – mit den fortschreitenden Erkenntnisstufen zu mehr Bewusstsein führt, im Sinne von: wie kann ich mich zum Wohle der Gemeinschaft einbringen?!
Damit einher geht auch immer mehr Verantwortung für unser Tun im Alltag. Er hat von „geistigem Licht“ gesprochen, das immer heller wird und den Blick freigibt auf eine ewig gültige Ordnung in der Welt. In diese Ordnung sollen wir uns letztlich als passende und nützliche Bausteine einfügen für einen geistigen Tempelbau – für eine Behausung Gottes.
Erst wenn wir innerlich „in Ordnung“ sind, uns bewusst geworden sind über unsere Aufgaben im Leben, können wir auch in der Gemeinschaft entsprechend wirken. Diese innere Ordnung vermittelt die Freimaurerei – es geht um Bewusstsein, das von innen wächst. Das ist natürlich ein längerer Prozess und dieser Prozess kommt in seinen Bildern „Verworfene Arbeiten“, aber auch „Im Winkel der Steine“ und „Die Kandidaten“ aus meiner Sicht sehr gut zum Ausdruck.
Br. Klaus-J. Wilcke:
Auf jeden Fall! Christliche und freimaurerische Aspekte sind in seinen Bildern ab 1980 vermehrt zu finden – vielleicht nicht auf den ersten Blick, denn seine Bilder beschreiben eher „innere Welten“, also seine sehr persönlichen Vorstellungen von christlichen und freimaurerischen Themen. Nehmen wir z.B. sein Bild „40 Tage“, das sich auf die Quarantäne Jesu‘ in der Wüste bezieht. Auch der Schutzpatron aller Johannislogen – Johannes der Täufer – wurde als „Rufer in der Wüste“ bezeichnet – sein Apell war: Metanoeite – ändert Euren Sinn! Einsamkeit und Rückbesinnung auf unsere göttliche Herkunft und Bestimmung im irdischen Leben wird hier besonders deutlich.
Oder nehmen wir sein letztes Bild „Die Pilger“ – Klaus Buschenhagen beschreibt in seinem Vortrag „Warum ich Christ und Freimaurer bin“ den Wegcharakter des Freimaurerlebens als eine Erkenntnis-Reise in alle Himmelsrichtungen. Wir kennen alle den Begriff der „Erdenpilgerschaft“ – das Bild des Menschen im Zustand der Wanderschaft gehört zu den Grundlagen christlicher Lebenslehre.
Aus meiner Sicht beginnt der freimaurerische Weg im Johannislehrlingsgrad mit der Erkenntnis „Gott hat mich erschaffen“ und gipfelt in Hoffnung am Ende unseres Lebens „In Domio Spes“ – „Im Herrn ruht unsere Hoffnung“, die im Kapitelring eingraviert ist. Dieser Hoffnung verleihen wir mit den Worten „vom Glauben zum Schauen zu kommen“ Ausdruck. Gerade sein letztes Bild „Die Pilger“ drückt diese Zielsetzung für mich sehr eindrucksvoll aus.
Br. Klaus Buschenhagen, Maler und Freimaurer
(1935 – 2024)
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner

»Gute Menschen besser machen« – mit dieser Formel kann man das Ziel von Freimaurern durchaus auf den Punkt bringen. So zielt der Kern des Ritualerlebens natürlich insbesondere auch auf die Persönlichkeitsentwicklung. Für Freimaurer ist der sogenannte Tempel ein echter Rückzugsort, eine eigene Welt. Jemand, der Freimaurer werden möchte, aber noch nicht aufgenommen worden ist, wird Suchender genannt oder auch Kandidat. Er möchte sich selbst erkennen. Das ist sein Begehren insbesondere im ersten Grad, dem Lehrlingsgrad. Der mystische und initiierende Übungsweg des Rituals bietet hier die richtige Gelegenheit, eine »Innenschau« hervorzurufen. Hier sind wir dann angehalten, selbst diese Erkenntnisse zu erwerben, indem wir sie durchleben.
Essenziell für jedes Ritual ist der Ort, wo es stattfindet. Komplexe Rituale, die in Gruppen durchgeführt werden, bedienen sich oftmals Versammlungsräumen oder -orten. So ist es auch bei den Freimaurern. In jeder Freimaurerloge gibt es einen ganz bestimmten Versammlungsraum, den Logenraum oder sogenannten Tempel. Hier finden die Rituale statt. Draußen vor dem Tempel befindet sich die profane Welt. Im Tempel herrscht eine eigene Zeit, und es entsteht ein spezifischer Ort des Geschehens, der den Freimaurern in gewisser Weise »heilig« ist. Hier zählt nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz und das Gefühl. Jenseits vom Alltagsgeschehen kann auf diese Weise etwas im Innenleben eines Freimaurers entstehen. Freimaurer sprechen dann vom inneren Tempel, den jeder Freimaurer in sich selber errichtet – eben mithilfe des erlebten Rituals. Und diese Methode, dieser Weg, ist seit Jahrhunderten erprobt und erfolgreich. Millionen von Freimaurern sind ihn gegangen und haben davon profitiert.
Um dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen, ist es bei Weitem nicht ausreichend, die Welt ständig weiter ohne Geistiges Band« in ihre Einzelteile – in ihre Datensätze – zerlegen zu können. Es gilt, auch unser Denken, Fühlen und Handeln wieder miteinander zu verbinden und in Einklang miteinander zu bringen. Und das ist für uns Freimaurer eine geübte Praxis.

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