Freimaurerorden

Geschätzter Leser

Sie lesen hier den aktuellen Newsletter zur Homepage der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

Die Themen in dieser Ausgabe:

1. Drei Fragen an Br. Edgar Müller
2. Zitat und Inspiration von Br. Gotthold Ephraim Lessing: Die Freimaurerei war immer.
3. Standpunkt und Denkanstoß: Es geht immer um den einzelnen Bruder…
Auf ein Wort

mit dem Freimaurerorden.

Br. Edgar Müller begann seinen freimaurerischen Weg bereits am 8. Januar 1985 in der Johannisloge „Stormarn“ in Bad Oldesloe. Es war und ist ein kontinuierlicher Weg durch so ziemlich alle Ämter, die der Freimaurerorden zu vergeben hat. Ab 2014 wurde er vom Ordens+Meister in das Amt des Höchsten Ordens-Sekretärs und Siegelbewahrers in die Höchste Ordensabteilung berufen. Der 2020 neu eingesetzte Ordens+Meister verpflichtete Br. Edgar Müller als seinen ersten Stellvertreter in der Funktion des Ordens-Oberarchitekten; dieses Amt bekleidet er aktuell und setzt sich vor allem mit inhaltlich-rituellen Fragen rund um die Ordens-Freimaurerei auseinander. Weiterhin steuert er die Kontakte mit ausländischen Großlogen und deren Großvertreter. Er ist Mitglied der Forschungsvereinigung „Frederik“, der Forschungsloge „Carl Frederic Eckleff“, Schweden, und Ehrenmitglied des Ordenskapitels „Templum lucis rigense“ zu Riga, Lettland, an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war.

»Für Veränderungen ist es nie, aber auch wirklich nie zu spät. Es gibt nur diese Wirklichkeit, habe die Kraft und den Mut, diese selbst durch Dein Handeln zu beeinflussen, um das „dahinter, woher und wohin“ wahrzunehmen und diesen Prozess auch selbst steuern zu können.«

Br. Edgar Müller

Was hat die Freimaurerei mit Dir gemacht?

Br. Edgar Müller:

Auf jeden Fall hat sie etwas aus mir gemacht, was ich für meinen weiteren Lebensweg nie für möglich gehalten habe. Ich will das gern beschreiben.

Nach über 40 Jahren Zugehörigkeit zu unserem Orden blicke ich gern zurück auf den Edgar mit 31 Jahren, der als junger Familienvater gerade eine schwierige Lebenssituation zu bewältigen hatte. Dieser Edgar, der seit langem einen Ankerpunkt für seinen Lebensweg suchte, hatte durch Zufall von der Eigenart der Gemeinschaft der Freimaurer gehört. Wie konnte es sein, dass erwachsene Männer dunkel gewandet sich an den Händen hielten, wie ein Foto im „Spiegel“ es zeigte? Viele Gespräche, auch gemeinsam mit seiner Barbara, die er gern mitnahm zu Gästeabende, führten dann nach über einem Jahr zur Aufnahme in die Johannisloge Stormarn in Bad Oldesloe. Das war am 8. Januar 1985.

Die Logenbrüder gaben mir von Anfang an ein Gefühl der Geborgenheit. Je offener ich mich mitteilen konnte, desto enger und vertrauter wurde die Bindung; von Grad zu Grad wurde ich ein wenig sicherer. Gerade unser für mich anfangs etwas befremdliche, aber doch tief berührende Ritual führte zur Stabilisierung. Ruhe und Zuversicht kehrten wieder ein in meine Seele.

Aber auch meine junge Familie spürte von dieser langsam vor sich hergehende Veränderung. Immer hatte ich vertraute Brüder, denen ich mich anvertrauen konnte. Es begann die Zeit, in der ich zaghaft Verantwortung innerhalb meiner Loge übernommen habe, ein kontinuierlicher Weg durch so ziemlich alle Ämter, die unsere Logen zu vergeben hatten – und immer waren es meine Brüder, die in mir etwas sahen, was für mich nicht immer leicht nachvollziehbar war. Aber genutzt hat das für mich umso mehr, auch und gerade im Familien- und Berufsleben. Ich konnte mir immer mehr zutrauen, war in der Lage, andere Brüder und auch Suchende mitzunehmen.

Mein beruflicher Werdegang war nach meiner Aufnahme zum Freimaurer geprägt von der Rückbesinnung auf unsere wahren Ziele, von Verantwortung und Verlässlichkeit. Aber auch der Umgang mit Enttäuschungen blieb nicht aus, auch das musste erlernt und ertragen werden.

Nun, nach vielen Jahren zurückblickend, kann ich feststellen, dass mein gelebtes Leben ohne meine geliebte Freimaurerei mit all ihren Anforderungen, Fragen und Antworten, mit den vielen wertvollen und so unterschiedlichen Brüdern, die ich in dieser langen Zeit kennenlernen durfte, nicht denkbar gewesen wäre.

Es stehen für mich Respekt, Demut und Dankbarkeit im Vordergrund – und ob ich es nach all dieser Zeit tatsächlich zum Freimaurer, also zu einem freien Mann von gutem Ruf, gebracht habe, ob ich diese höchst anspruchsvolle Anrede verdient oder erworben habe, müssen letzten Endes meine Brüder beantworten.

Welche Antworten gibt Dir die Freimaurerei?

Br. Edgar Müller:

Erstens: Für Veränderungen ist es nie, aber auch wirklich nie zu spät. Zweitens: Es gibt nur diese Wirklichkeit, habe die Kraft und den Mut, diese selbst durch Dein Handeln zu beeinflussen, um das „dahinter, woher und wohin“ wahrzunehmen und diesen Prozess auch selbst steuern zu können. Drittens: Mein christlicher Glaube, der hier im christlichen Freimaurerorden verankert und zum Leuchten gebracht wurde, bietet mir viele Impulse, auch zum „Leben danach“ an, also die feste Zuversicht für ein Leben nach dem Tod. Welch ein Trost! Die alles entscheidende Antwort aber ist: Nichts kommt von selbst. Unser Freimaurerorden ruft auf zu aktivem Er-Leben.

Wie hat die Freimaurerei Dich verändert?

Br. Edgar Müller:

Meinen Weg in diesen Veränderungsprozess, ohne dem die Inhalte unserer Freimaurerei nicht wirksam werden können, habe ich bereits in der ersten Antwort geschildert. Zusätzliche private Initiativen wie z. B. Ehrenämter im Seniorenbeirat, als Vorlesepate, als Wahlvorstand und das Singen im Chor und als Solist (Singen gibt Glückshormone frei!) in meinem geliebten Shantychor wären ohne meinen Weg durch die Freimaurerei nicht in dieser Form darstellbar. Und wenn ich dies alles mit dem Rückhalt meiner Familie, genügend Zeit für unseren Enkel, vor allem aber meiner lieben Frau, die zu meinem Glück allergrößtes Verständnis für meine Aktivitäten hat, tun darf, ist es tief empfundene Dankbarkeit – frei nach dem Motto: Das Leben ist schön, von „einfach“ hat nie jemand etwas behauptet…

Fazit: Es geht bei uns Freimaurern um die Ausformung der eigenen Persönlichkeit, vor allem durch die Pflege von Tugenden, wie die Barmherzigkeit in wohlverstandenem Sinne, und um das daraus resultierende Ziel eines Menschen, der für sich selbst die Eigenverantwortlichkeit erkennt. Und so wird er sich als „nützliches Mitglied in der Gesellschaft“ einbringen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn das meine Veränderung durch „meine“ Freimaurerei sein soll, dann ist es bis heute gut für mich ausgegangen; das wäre dann zumindest die Hoffnung auf meinen „Lohn“, wie wir in Anlehnung ans Ritual zu sagen pflegen.

»Gotthold Ephraim Lessing wurde 1771 in die Loge „Zu den drei Rosen“ zu Hamburg aufgenommen, einer Tochterloge der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland/Freimaurerorden. In seinem 1778 erschienenen Werk „Ernst und Falck. Gespräche für Freimaurer“ wollte Lessing offensichtlich gerade den im 18. Jahrhundert lebenden Freimaurern eine Orientierung für ihr Handeln geben. Der Hauptsatz, der Lessings Ausführungen dominiert, ist: „Die Freimaurerei war immer.“ Die Freimaurerei hat die Form, unter der sie in Erscheinung getreten ist, mehrfach im Laufe der Zeit gewechselt, sie hat auch nicht immer den Namen „Freimaurerei“ geführt, aber das unnennbare Etwas ist immer tätig gewesen, seit Menschen in Gemeinschaften leben, und hat die treibende Kraft gebildet zur Entwicklung des Ganzen.«

Zum Gedenken an Gotthold Ephraim Lessing
(1729–1781)

Denkanstoß: Es geht immer um den einzelnen Bruder…

von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner

von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner

Freimaurer bewahren – ganz allgemein ausgedrückt – ethische Werte. Diese werden erfahrbar und spürbar gemacht. Man erlebt sie im Ritual gemeinsam mit den Freimaurer-Brüdern und kann sie so verinnerlichen. Das ist das Besondere.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz kann man durchaus als erstrebenswerte Freimaurer-Tugenden bezeichnen. Und ja, es ist auffällig, dass wir ihnen zum Beispiel in Form der Amerikanischen oder Französischen Revolution offensichtlich wieder begegnen. Aber um hier gleich einem Missverständnis vorzubeugen: In den Logen gibt es keine Ideologie, die das eigenständige Denken ersetzt. Niemals kann somit etwas »im Namen der Freimaurer« geschehen. Nicht die Großloge, nicht die einzelne Loge vor Ort kann etwas bewegen. Es ist der einzelne Freimaurer, der sich engagiert, der etwas in der Gesellschaft oder in seinem direkten Umfeld verändert. Und ja, die Loge bietet einen geschützten Platz, einen Rückzugsort. In Zeiten von Absolutismus, Folter und Zensur war die Loge Keimzelle für freies Denken und Vernetzung unter den Brüdern und ist es natürlich mit anderen Vorzeichen auch noch heute. Kein Wunder, dass die freimaurerische Symbolik begeistert von der wachsenden Demokratiebewegung der frühen Aufklärung aufgenommen worden ist. Dichter und Philosophen wie Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing waren überaus engagierte und sehr aktive Freimaurer, denen es gelungen ist, die Symbolik auf die Gesellschaft zu übertragen. Man baute dann im übertragenen Sinne am »Tempel der Humanität«, am »großen Bau der Menschheit«.

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