Freimaurerorden
AUF EIN WORT MIT DEM FREIMAURERORDEN.
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der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Die Themen in dieser Ausgabe:
1. Drei Fragen an Br. Eberhard Panne
2. Zitat und Inspiration von Br. Gustav Stresemann:
Von innerer Besinnlichkeit und Geistigkeit…
3. Standpunkt und Denkanstoß:
Zum Erwachsenwerden gehört, unangenehme Wahrheiten zu erkennen und entsprechend zu handeln
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Auf ein Wort
mit dem Freimaurerorden.
Br. Eberhard Panne ist 1982 in die Ordensloge „Wilhelm zur Unsterblichkeit“ in Frankfurt a.M. aufgenommen worden. Er war dort langjähriger Logenmeister, Leiter der Provinzialloge Hessen-Thüringen und des Frankfurter Meisterzirkels. Er ist Toningenieur und hat das legendäre Studio „Panne-Paulsen“ betrieben. Hier entstanden Meilensteine der elektronischen Musik, u.a. von Klaus Schulze, Manuel Göttsching und Harald Grosskopf. Br. Panne ist Träger der Silbernen Paulskirchenmedaille der Vereinigten Großlogen von Deutschland.
„Authentizität fordert von mir: Meine eigene Lebensspur, das Schicksal, das ich mir selbst gewählt habe, zu verfolgen, mich selbst zu entdecken und zu erkennen, in mich zu gehen, mein Inneres auszuloten – und auszuhalten, kurz: mein Senkblei zu gebrauchen.“ Br. Eberhard Panne
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Was hat Dich zur Freimaurerei gebracht?
Br. Eberhard Panne:
Ich habe die Freimaurerei nicht gesucht, sie kam zu mir. 1945 wird in zwei Zimmer unseres Hauses in einem sauerländischen Dorf ein in Krefeld ausgebombtes Ehepaar zwangseinquartiert. Ich erfahre bald, dass der Ehemann Freimaurer ist. Er fällt mir schon damals durch sein ausgeglichenes, stets freundliches Wesen auf – man hört vieles in dem hellhörigen Haus, nie aber ein einziges lautes Wort zwischen seiner Frau und ihm. Da mein Vater im Krieg vermisst bleibt, widmet er sich mir wie selbstverständlich sehr intensiv zu Nachhilfezwecken als Vaterersatz und so etwas wie mein Hauslehrer während der ersten Gymnasialschuljahre, hier speziell für das Fach Latein.
1978 lerne ich bei einem Freund eine Freimaurer-Zeitschrift kennen. Sie wird damals frei am Kiosk verkauft; das Internet ist noch in weiter Ferne. Mich fasziniert die Themenvielfalt, die Offenheit ihrer Darstellung, der aufklärerische Tenor. Eine neue Welt tut sich mir auf, gekennzeichnet von freiem, unorthodoxem Denken verschiedenster Autoren. Diese Welt erfasst mich immer tiefer. Ich besuche schließlich einen Gästeabend der Freimaurerordens-Loge „Wilhelm zur Unsterblichkeit“ und kann nur sagen: Hier stimmte sofort die Chemie. Hier bleibe ich hängen und werde am 3. September 1982 mit großer Herzlichkeit zum Freimaurer aufgenommen.
Was ist für Dich das Wichtigste als Freimaurer?
Br. Eberhard Panne:
Da antworte ich zunächst mit einem Schlagwort: Authentisch sein, echt sein im Gegensatz zu falsch eder gar hinterlistig. Nach der Bedeutung des griechischen Quellwortes bedeutet es: Mein eigener Herr sein, mich beherrschen – können, aber auch: Etwas eigenhändig tun. Und im weiteren Sinn: Nicht vorzugeben, jemand zu sein, der ich nicht bin, was ich auf Dauer sowieso nicht halten kann. Das alles ist wohl schwerer als es eben mal so leicht dahinzuschreiben. Drei Fragen sind uns gegeben, um uns selbst zu finden: Wer bin ich? Eingerahmt von: Wo komme ich her? und: Wohin gehe ich?
Authentizität kann als Gegenteil zu Performanz gelten – einem modernen, aber ebenso irreführenden Schlagwort – wie ich meine. Performanz bleibt trotz allen guten Willens eine Maske, solange dahinter keine Substanz spürbar wird. Performanz vermittelt noch keine Würde, streng genommen auch nicht im Sinn des § 1 unseres Grundgesetzes. Sprachlich gilt das auch für die „Person”, die – wörtlich – einen Menschen bezeichnet, der eine Theaterrolle spielt (homo ludens) und z. B. im alten Rom dazu eine Maske trug, durch die hindurch er seine Sprache ertönen – per-sonare – lassen musste. Der Substanz nun kann ich mit Hilfe der drei obigen Fragen auf die Spur kommen, weil ich davon ausgehen kann, dass sie in mir – verborgen oder verschüttet – vorhanden ist. Authentizität fordert also von mir: Meine eigene Lebensspur, das Schicksal, das ich mir selbst gewählt habe, zu verfolgen, mich selbst zu entdecken und zu erkennen, in mich zu gehen, mein Inneres auszuloten – und auszuhalten, kurz: mein Senkblei zu gebrauchen.
Etwas eigenhändig tun heißt, es nicht anderen zu überlassen. Das gilt besonders für die guten Taten, die nicht nur vor meiner Haustür, sondern auch und beinahe noch wichtiger, dahinter auf mich warten. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.” sagte Erich Kästner, kein Freimaurer!
Wie hat die Freimaurerei Dich und Dein Leben verändert?
Br. Eberhard Panne:
Inwiefern sie mich verändert hat, dazu kann ich objektiv nichts sagen. Aber es gibt eine gute Antwort auf die Frage „Bist Du ein Freimaurer?”. Antwort: „Meine Brüder erkennen mich dafür.” Denn wenn, dann erkennen sie mich als erste.
Mein Leben hat sich insofern verändert, als ich den Wörtern, die wir benutzen, immer öfter etymologisch auf den Leib rücke und jedesmal eine große Überraschung erlebe.
Zwei Beispiele: Seitdem ich weiß, das „Weisheit” weniger mit wissen als mit weisen, anweisen, unterweisen zu tun hat, gehe ich mit dem Wort weniger leichtfertig um. Wer die „Lizenz zum Weisen” hat, ist ein „Weiser”. Seitdem ich weiter weiß, das „norma” das lateinische Wort für das Winkelmaß, die Richtschnur und den Maßstab ist, ist Normalität für mich mehr als das Einfügen in eine willkürlich normierte, „gesetzte” Verhaltensweise, nämlich ein Synonym für die Freiheit in der Freimaurerei überhaupt.
Zitat und Inspiration von Br. Gustav Stresemann (1878–1929):
„Schon lange war es mein Wunsch, in eine engere Beziehung zu einem Kreis gleichgesinnter Menschen zu gelangen, die unserer an Materialismus, Hast und Unruhe sich zermürbenden Zeit sich das Reich allgemeinen Menschentums, innerer Besinnlichkeit und Geistigkeit zu erhalten suchen. Im deutschen Freimaurertum hoffe ich eine solche Gemeinschaft zu finden.“ Gustav Stresemann (1878–1929), trat 1923 in Berlin in die Loge „Friedrich der Große“ ein. 1923 wurde er Reichskanzler und erhielt 1926 zusammen mit Aristide Briand den Friedensnobelpreis.
Standpunkt und Denkanstoß: Zum Erwachsenwerden gehört, unangenehme Wahrheiten zu erkennen und entsprechend zu handeln
von Br. Werner H. Heussinger, Landesgroßredner:
Freiheit ist ein, wenn nicht der zentrale Aspekt der Freimaurerei. Die Freiheit des einzelnen Menschen ist damit gemeint. Das ist zugegebenerweise wenig überraschend. Es ist die Voraussetzung dafür, sich zu entfalten und zu verbessern. Unter dem Begriff »freier Mann« verstehen Freimaurer die Souveränität, über das eigene Leben frei bestimmen zu können. Die Vielzahl und Geschwindigkeit äußerer Einflussfaktoren auf das Individuum haben deutlich zugenommen – manche sprechen schon von einem sinnlosen Aktivismus, der sich bei vielen eingestellt hat – man treibt ziellos dahin oder man wird getrieben. Das Getane ist dann nicht sinnvoll, es wird lediglich ausgeführt, um »in Bewegung« zu bleiben – und steht dann eher unter den Attributen sinnloser Beliebigkeit und Willkür. Es ist das berühmte Hamsterrad, in dem wir rennen, also eigentlich ein Davonrennen, ein Rasen – und am Ende vor allem auch vor sich selbst. Ein selbst gewählter Lebensinhalt sieht anders aus, erst recht das Finden und Einnehmen des eigenen Platzes in der Welt.
Der Prozess der Bildung einer individuellen Identität ist wichtiger denn je: In Zeiten von Social Media und nahezu vollkommener Transparenz bedürfen wir Menschen Integrität, Authentizität und sozialer Kompetenz. Und zwar auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Diese Eigenschaften und Kompetenzen können aber nicht einfach so erlernt oder vermittelt werden. Sie müssen erlebt und gelebt werden.
Zum Erwachsenwerden gehört, unangenehme Wahrheiten zu erkennen und entsprechend zu handeln. Dieser Prozess verlangt, sich selbst stets zu hinterfragen. Sich zu hinterfragen ist das eine – sich zu ändern das andere. Es ist eine der schwersten Lektionen des Lebens, die eigene Fehlbarkeit anzuerkennen, ohne daran zu verzweifeln oder daraus bloß einen moralischen Imperativ zu entwickeln.
Für den Weg der Selbsterkenntnis braucht es auch das Gefühl der Zugehörigkeit. Deshalb treffen sich Freimaurer in ihrer Loge mit den Brüdern, die alle beschlossen haben, auf dem gleichen Weg an sich zu arbeiten, eben in der Gemeinschaft und nicht als Eremiten.
Die Zugehörigkeit zu einem anderen Menschen oder zu einer Gemeinschaft sowie auch das Vertrauen in Personen und Institutionen ist ein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität. So steht bei Meinungsumfragen neben Gesundheit meistens der Bereich Ehe und Familie im Vordergrund. Nirgendwo sonst wird Zugehörigkeit intensiver erfahren und damit die Grundlagen gelegt, auf andere Menschen zuzugehen und diesen wiederum das Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln zu können.
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Werner H. Heussinger stellt sich bei Galileo TV / ProSieben den wichtigsten Fragen zur Freimaurerei.
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